Der Erzählungsband „Täterskizzen“, herausgegeben von Ralf Junkereit, erschien 1983 posthum im Rowohlt Verlag und ist dort noch immer als Hardcover lieferbar.Der Band Täterskizzen wurde 1988 auch in die französische Sprache übersetzt. Editions (Jacqueline Chambon)Er enthält Borns wichtigste Erzählungen von sehr frühen Prosaskizzen wie „Sterben“, die während des Lehrgangs „Prosaschreiben“ im Literarischen Colloquium Berlin 1964 entstand, bis zur Science-Fiction-Erzählung „Radikale Ernte“, die Born erstmals 1975 mehrfach im Rundfunk veröffentlichte.Gerade die frühen Erzählungen, die ihre Themen und oft autobiographisch geprägten Handlungshintergründe („Libuda“, „Dunkelheit mit Lichtern“, „Kohlenstory“) noch in Borns Heimat des Ruhrgebiets haben, zeigen, wie er bereits lange vor dem vielgelobten Roman „Die erdabgewandte Seite der Geschichte“ von 1976 eine eindrückliche, präzise Prosa beherrschte, über die es in den Evangelischen Kommentaren hieß: „Alle Geschichten sind im Grunde literarische Objektivationen emotionaler Zustände und innerer Spannungen, Ausdruck des Lebensgefühls der Nachriegsgeneration in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien. Besonders regional eingefärbt sind dabei die exzellenten Geschichten, die vom Ruhrpott und seinen Menschen erzählen. Literarische Porträts, die zugleich poetische Kommentare zu einem Stück Nachkriegsgeschichte sind: Wirtschaftswunder, Fußballweltmeister Helmut Rahn, Demonstrationen gegen Wiederbewaffnung, Lebenshunger und Maloche…“In der Erzählung „Libuda“ kehrt jemand wie Born in seine ehemalige Heimat zurück. Textausschnitt: „Libuda läßt auch den Stadtplan beiseite. Hier, wo er Spatzen schoß mit einem Luftgewehr, auch anderes Vogelzeugs, wo ein krimineller Flüchtling ein paar Tage und Nächte sicher war, sich dennoch verrannte und schließlich mit entzündeter Lunge herausgeholt wurde, das ist auf dem Stadtplan grün schraffiert und als Kleingartengelände bezeichnet. In Wirklichkeit erkennt Libuda die Niederung diesseits und jenseits der Emscher, die abgesackten blasigen Schlickflächen, auf denen buschige Grasinseln stehen. Der Bau der Straße hat auf der anderen Seite sichere Bodenverhältnisse geschaffen. Dort steht rot verklinkert eine Krafktanlage des Elektrizitätswerks, ein paar hundert Meter weiter ist der Hafen Mathias Stinnes, in dem man von der Fahrbahn aus selten Bewegungen oder Arbeitsvorgänge sieht, weil alles da sich in rostigem Braun abspielt. Von dem Wind, der hier immer weht, entsteht ein bißchen Wellengang, der sich an der Kaimauer bricht, ein bißchen hochflattert und ein bißchen spritzt. Sonst gibt es nichts mehr außer ebendiesem Kanal, abgestandenes anthrazitgraues Wasser, ölige Brühe, die Böschungen sind gepflegt. Schlepper tuckern in beide Richtungen, die Lastkähne schwimmen hoch oder haben Tiefgang, wenn ihre unerhörte Geräumigkeit vollgestaut ist mit Teerfässern. Im Sommer sieht man Sprünge von der Brücke, ein ziemlich lustiges Badeleben. Bierflaschen sind an Leinen befestigt und kühlen auf Grund.“ Auch die wunderbare Geschichte „für ältere Kinder“ „Oton und Iton – Abenteuer in der vierten Dimension“ von 1973 wurde in den Band aufgenommen. Inhalt „Täterskizzen“:SterbenStadtrundfahrt für Alte und EinsameDer Neger im LokalDer BoxkampfLibudaDie SträhneKohlenstoryTäterskizzenOton und ItonDie Fährte der WiedergeburtDie Bremer StadtmusikantenRadikale Ernte |